Im Rahmen der Tagung mit Workshop “Digitale Editionsphilologie – (Druck-)Aufbereitung XML-/TEI-basierter Daten” an der Universität Bern gibt es am 27. Oktober 2014 einen Vortrag zum Thema „Kontext, Risiko und Verantwortung – Rechtsfragen der Editionsphilologie im digitalen Wandel“
Rechtsfragen haben die Editionsphilologie schon immer begleitet. War es früher vor allem die Beziehung zu Verlagen und gegebenenfalls Rechteinhabern, die zu klären waren, um eine Edition erfolgreich zu publizieren, stellt sich heute durch die digitale Form des wissenschaftlichen Arbeitens und Publizierens eine Fülle von neuen, nicht eindeutig zu beantwortenden Rechtsfragen. Plötzlich findet sich die Editionsphilologie in einem stark juridifizieren und damit ungewohnten Arbeitsumfeld wieder. Sie macht die Erfahrung, dass gerade ihre innovativsten Arbeitsmethoden aus den Digital Humanities schwer abschätzbare rechtliche Risiken in sich bergen. Ungewohnt ist auch die Vorstellung, für das editorische Arbeitsergebnis der Wissenschaftsgemeinde gegenüber eine rechtliche Gestaltungsverantwortung zu übernehmen. Die genannten rechtlichen Probleme stellen aber nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für die Editionsphilologie dar. Sie kann ihren Sachverstand rund um das, was als „Text“, „Werk“ und „Autor“ bezeichnet wird, gewinnbringend in die aktuelle (rechts)politische Diskussion um den digitalen Medienwandel einbringen. Zugleich kann eine Achtsamkeit auf Rechtsfragen ihren Blick für die pragmatischen Konsequenzen des digitalen Wandels schärfen. Mit der Bewertung und Beschreibung von Publikationswegen kehrt sie am Ende wieder zu ihrem gewohnten Thema zurück.